von Salma
Der Roman wurde von Lakshmi Holmström aus Tamil ins Englische übersetzt. Aus dem Englischen von Ingrid von Heiseler. Cover-Foto: Anton von Heiseler.
Heidelberg: Draupadi Verlag 2011.
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Über das Buch: Die zwölfjährige Rabia lebt mit ihrer Familie in einer dörflichen muslimischen Gemeinde in der Nähe von Madurai in Südindien. Sie genießt als Kind viele Freiheiten und wird dann mit Einsetzen der Menstruation ihrer
Freundin aus der Schule genommen und wie die erwachsenen Frauen aufs Haus beschränkt. Ihre sehr früh und gegen ihren Willen ins Nachbardorf verheiratete Cousine Wahida löst unbesonnen eine Tragödie aus. Auf zwei unterschiedlichen Gesellschaftsebenen führen die Liebesbeziehungen zwischen muslimischer Frau und hinduistischem Mann zu Ausgrenzung, Leid und Tod beider Frauen. Das Schicksal Rabias bleibt offen: Sie und ihr früherer Spielgefährte Ahmad lieben einander, aber die Drohung ihres Vaters, er werde Ahmad – aus moralischen Gründen – nicht als Schwiegersohn akzeptieren, schwebt über ihnen:
Ahmads Mutter lebte jahrelang in einer vom Ehemann – und darum auch von der Gemeinde – geduldeten Liebesbeziehung mit einem armen Moslem.
Über die Autorin: Der Verlag Kalachuvadu Publications veröffentlichte zunächst eine Sammlung von Gedichten der 1968 geborenen Rajathi Samsudeen aka Rokkaiah Malik. Ihre Familie zwang sie, die Schule zu verlassen, und verheiratete sie sehr jung. Der Verleger ermutigte sie dazu, einen Roman zu schreiben, der dann vom Verlag sprachlich redigiert wurde und 2004 in Tamil erschien.
Kommentar: Als deutschen Titel hatte ich Biegen oder Brechen vorgeschlagen, denn eben vor dieser Wahl stehen oder standen alle Frauen, von denen der Roman handelt. Rabia ist die Protagonistin des ersten und Wahida die des zweiten Teils. Die Erzählweise ist sehr komplex: Ein umfangreiches Personal, einige als Erinnerungen eingefügte Ereignisse – manchmal ganze Schicksale – und viele beim ersten Lesen nicht erkennbare Vorausdeutungen erschweren zunächst das Verständnis; die sehr anschauliche, da genaue Erzählweise hält die Leserin jedoch bei der Lektüre fest.
Der ganze Reichtum des Romans erschließt sich wohl erst beim zweiten Lesen.