Category Archives: Dichtung

Oh Mond, geh auf und scheine! Pashto-Sprichwörter & -Tappas

Die Sprichwörter und tappas können als Prismen gesehen werden, die Licht
auf Aspekte des paschtunischen Volkes und seiner Kultur werfen. Sie
reflektieren und verkörpern Aspekte der Kultur: ihre Werte, Denk- und
Sprechweisen, Kategorien und Kennzeichen des Umgangs der Menschen
miteinander und ihr Verhalten.
Sprichwörter sind sehr lebendig und spielen eine wichtige Rolle im Sprechen
der Paschtunen. Sie finden sich ebenso in Schulbüchern, Zeitungen und in
Radio- und Fernsehsendungen wie in Gesprächen im Basar und in den
Häusern. Man hört sie in politischen Reden und politischen Kommentaren,
im Streit und in hitzigen Familiendebatten. Das macht Sprichwörter nicht
nur zu einer Form kluger Wortkunst, sondern auch zu einem starken
Werkzeug im Wortkampf.
„Seit dem 18. Jahrhundert kamen einige Europäer in die Wohgegenden der Paschtunen und hielten ihre Bräuche, Stammesstrukturen, Gesänge und auch ihre Sprache und Grammatik schriftlich fest.
Einer von ihnen war der dänische Forscher Jens Enevoldsen. Er brachte
dieses Buch und die beiden Bücher Einführung in Pashto und Der Pathan des Jahrhunderts – 25 Gedichte von Kushhal Khan auf Dänisch heraus.“         Dr. Yahya Wardak 2022.

Erhältlich bei Amazon.

Säe Blumen! Dichtung der Afghanen vom 16. Bis zum 19. Jahrhundert

Gesammelt von Henry George Raverty

Dieses Buch ist eine Anthologie von Pus’hto-Gedichten aus dem 16. bis 19. Jahrhundert in englischer Übersetzung.
Die meisten, wenn nicht überhaupt alle Dichter, waren Ṣūfis. Sie gebrauchen das dichterische Vokabular des Sufiismus: die Taverne, den Wein, die Blumen usw. Alle diese Ausdrücke sind termini technici, die den Fortschritt der Seele auf dem mystischen Pfad zu Gott darstellen. Ravertys einführender Essay Bemerkungen über die Lehre der Mystik und die Dichtung der Ṣūfis bietet einen Generalschlüssel zur Ṣūfi-Symbolik an.
Die meisten hier genannten Verfasser waren, außer dass sie Ṣūfi-Dichter waren, Stammesführer oder auf die eine oder andere Weise Männer der Tat, viele von ihnen waren miteinander verwandt. Zum Beispiel zeugte der fruchtbare Khushal Khan Ashraf Khan und Abd-ul-Kadir Khan und alle drei waren hervorragende Dichter und Krieger. Ihre Dichtung spiegelt eine patriarchalische Stammesgesellschaft wider (Frauen erscheinen in diesen Texten normalerweise nicht, es sei denn als „Geliebte“ oder als Ziel von Gespött). Dies ist jedoch nicht die trostlose, engstirnige, an Kunst und Musik arme Welt der Taliban. Es ist klar, dass nicht für alle Ṣūfis die Lebensfreude nur metaphorisch ist, und außerdem weisen auch viele Verse einen Sinn für boshaften Humor auf. Die Naturbeschreibungen sind realistisch und die Liebesbezeugungen für ihr Land sind heftig. Aufgenommen wurden auch Gedichte, die nur in offenbar sehr seltenen Manuskripten zur Verfügung standen, zu denen Raverty Zugang hatte.

Der Autor:
Henry George Raverty (31. Mai 1825 in Falmouth, Cornwall – 20. Oktober 1906) war Offizier in der Britisch-Indischen Armee und Linguist. Er diente von 1843 bis 1864 und stieg in der Dritten Bombay Native Infantry zum Rang eines Majors auf. Er kämpfte im Pandschab-Feldzug von 1849/50 und im Swat-Feldzug von 1850. Er erstellte eine Gazette von Peshawar zusammen. Während er in Peshawar diente lernte er bei den Gelehrten Qazi Abdur Rahman Khan Muhammadzai (1827-1899) und Mirza Muhammad Ismail (1813-1912) Pashto und erforschte die afghanische Dichtung. Nach seinem Ausscheiden aus der Armee kehrte er nach England zurück und setzte seine orientalischen Studien fort, deren Höhepunkt die umfassenden Notes on Afghanistan and part of Baluchistan und seine unveröffentlichte History of Herat waren. Im Alter von 81 Jahren starb er 1906 in Grampound Road, Cornwall, England.

Afghanic 2022. Erhältlich bei Amazon.

.

Der verborgene Schatz – (Pata Khazana)

Mohammad Hotak

Der verborgene Schatz ist eines der wichtigsten Literaturwerke in der afghanischen Sprache Pashto. Das Buch wurde im Auftrag von König Shah Hosein Hotak im Jahre 1761 in Kandahar von Mohammad Hotak vollendet.
Das Werk umfasst Kurzbiographien und Gedichtbeispiele von fünfundvierzig Dichtern und Dichterinnen der damaligen und der vorangegangen Zeit – wie z. B. Khushal Khattak und Rahman Baba. Die ältesten Gedichte der Sammlung stammen aus dem 15. Jahrhundert. Pata Khazana ist die älteste erhaltene schriftliche Überlieferung in der Pashto-Sprache. Es ist das meistgedruckte Buch auf Pashto und wurde in viele Sprachen, darunter Dari/Farsi, Englisch und Russisch, übersetzt.

Zu beziehen bei Amazon: https://www.amazon.de/verborgene-Schatz-Pata-Khazana/dp/3942233568/ref=sr_1_1?__mk_de_DE
Kindle: € 5, Taschenbuch: € 10,70


Gul Pacha Ulfat: Ausgewählte Prosa

Weisheit und Feingefühl eines afghanischen Philosophen
Der paschtunischen Sprache gewidmet

Ins Deutsche übertragen von Ingrid von Heiseler
Metagrapho Wolfsburg und Afghanic Bonn 2019

Auf blog.bildungshaus-wolfsburg wird das Buch vorgestellt.

MEIN LIEBES BÄUMCHEN
Ich weiß nicht, wo du warst oder woher du gekommen bist.
Ich weiß nur, du standest mit all den anderen Bäumchen eng gedrängt an einem Ort, wo du nicht genug guten Boden hattest, um zu wachsen. Deshalb verließest du den Ort und kamst hierher.
Ich bin sehr glücklich, dass du gekommen bist, und ich habe für dich einen Platz in meinem Hof gefunden.
Ich möchte, dass deine Beziehung zu diesem Haus und seine Verständigung mit ihm sehr stark sein werden, dass sich deine Wurzeln in alle Richtungen ausbreiten, dass deine Äste in die Luft ragen und dass du zu einem hohen Baum heranwächst. Du lebst mit meinen Kindern in diesem Haus! Dieser Ort sollte dich nicht einengen. Es ist dein Haus. Du bist wie eines der Kinder, die hierher gehören.
Ich hoffe, viele Menschen werden in deinem Schatten sitzen können.
Mögen doch alle Menschen deine Blüten und deine süßen Früchte sehen und mögen sie die schönen Lieder der Vögel aus deinen Ästen und Zweigen hören.
Mein Bäumchen! Wie schön wird es sein, wenn ich dich grünen und blühen sehe!
Deine schönen Blüten, dein Schatten und deine Früchte werden ein großer Segen für mich sein.
Wenn ich eine Gedenkstätte zurücklasse, werden diese gute Tat und all ihre positiven Folgen ein großer persönlicher Schatz sein.
Ich will Rosensträucher und Ziersträucher um dich herum pflanzen. Ich möchte, dass du weißt, dass ich mich nicht nur um der Früchte willen mühe, sondern dass ich auch deine Blüten und deine grünen Blätter liebe.
Schließlich habe ich nicht nur einen Magen und kann nicht ohne Nahrung leben, sondern ich habe auch Augen und eine Nase im Gesicht.
Wie wunderbar wird es sein, am Morgen die lieblichen Stimmen der Singvögel in deinen Zweigen zu hören, wenn ich von ihren lieblichen Liedern erwache.
Mein Bäumchen! Wenn du in die Luft wächst, dann sende doch deinen Duft in die Luft und biete dich den Vögeln der Luft an.
Die Brise, die zu dir kommt, soll bei ihrem Scheiden etwas mit sich nehmen.
Auch die Honigbiene soll dich nicht mit leerer Honigblase verlassen.
Ich wollte, meine Freunde könnten deinen Schatten genießen und ich könnte ihr Lachen hören.
Es wird sich gelohnt haben, wenn du, nachdem ich einige Jahre lang Wasser von einem weit entfernten Ort für dich herangeschleppt habe, den Menschen ein Lachen in den Mund zauberst und ihnen glückliche Augenblicke bereitest. (S.106f.)

2019-8-11UlfatCoverFront

UlfatCoverBack

Wie der Elefant in die Freiheit flog

Elefant.compressed-1ElefantTitel
Idee zum Text und Bilder: Burhan Kurkutli

Weihnachten 1980 oder 81 in Dierdorf Westerwald im Hause von Heiseler-Düx
Weihnachtsgäste waren, soweit ich mich erinnere,
außer mir der Maler und Grafiker Burhan Kurkutli
(1932-2003) und der Journalist Claude Schumacher.
Der zehn Jahre ältere Bruder Till hatte offensichtlich andere Pläne und war also nicht dabei. Sascha – er wurde 1972 geboren – konnte schon gut schreiben – für ihn wollten wir das
Bilderbuch machen.
Ich wurde zur Schreiberin gewählt, weil ich die am ehesten lesbare Schrift hätte.
Wir arbeiteten fröhlich und glücklich zusammen und waren dann mit unserem Werk sehr zufrieden. „Eine Fortsetzung des Gesprächs mit anderen Mitteln“, sagte Burhan am Abend.
Burhan oder Wanja sorgten später für die Druckfassung.

Ingrid von Heiseler Weihnachten 2017

Auch in der Deutschen Nationalbibliothek

Spiegel der Nation – Meli Hindara

Eine Spiegelung der paschtunischen Kultur in ihren Volkserzählungen. Drei Bände
Die Sammlung von Muhammad Gul Noori in Paschtu ist zuerst 1935 erschienen.
MelihindaraBd1

Über dieses Buch
Meli Hindara ist Paschtu und bedeutet Spiegel (hindara) der Nation (meli). Das heißt, die nakluna (Volkserzählungen) dieser Sammlung sind eine Spiegelung der Kultur des paschtunischen Volkes. In ihnen werden die dem Volk wichtigen Dinge behandelt: Liebe, Brüderlichkeit, Tapferkeit, Kampfgeist, Ehre, Frömmigkeit, Keuschheit, Schutz der Frauen, Mitgefühl, Gastfreundschaft, Treue und aufopfernder Patriotismus.
Diese nakluna sind traditionellerweise mündlich überlieferte Geschichten, die von einer Generation zur anderen weitergegeben worden sind. Sie wurden von Geschichtenerzählern, den nakalchian, vorgetragen. Vor der Zeit von Radio und Fernsehen versammelten sich die Menschen und hörten ihrer kunstreichen Darbietung zu. Der nakl soll in erster Linie unterhalten. Allerdings enthält er auch eine psychologische Komponente: Mütter und Großmütter erzählten diese Geschichten ihren Kindern und Enkeln als Gutenachtgeschichten, weil sie moralische Lehren enthalten. [Wir hoffen, sie bekamen davon keine Albträume!]
1930 schrieb Muhammad Gul Noori als erster diese nakluna auf, die ihm nakalchian aus Kandahar erzählt hatten. Er widmete sein ganzes Leben bis zu seinem Tod im Jahre 1352 Shamsi (1973) dem Paschtu und sammelte verschiedene Gattungen der Folklore.

Wie lesen Menschen, die in Europa sozialisiert worden sind, diese Geschichten? Ich würde an manchen Stellen am liebsten den Protagonisten zurufen: Löst euch von denjenigen Konventionen, die euch zugrunde richten, wenn ihr sie streng befolgt! Sprecht miteinander, um die Irrtümer aufzuklären, die euer Leben bedrohen! Überlegt euch gut, worin eure „Ehre“ in Wahrheit besteht und ob sie wahrhaftig Töten und Sterben wert ist!

Band 1 als eBuch und als PDF in der Deutschen Nationalbibliothek

Band 2 als eBuch und als PDF in der Deutschen Nationalbibliothek

Band 3 als eBuch und als PDF in der Deutschen Nationalbibliothek

Ghani Khan Schriften. Von ihm und über ihn.

P1050858-1 Zusammengestellt und aus dem
Englischen übersetzt von
Ingrid von Heiseler
Afghanic 2016
Foto:Afghanic-Tagung 2016 mit
Dr. Yahya Wardak

Das kleine Buch wirft ein Licht auf die interessante Persönlichkeit und den vielseitigen Künstler Ghani Khan (1913 bis 1996), den ältesten Sohn Abdul Ghaffar Khans. Außer der „Skizze“ The Pathans stammt das Material
ausschließlich aus dem Internet. Motiviert wurde diese Arbeit durch Ghani Khans Orte und Zeiten verbindenden liebevollen Humor, die anrührende Unmittelbarkeit der Darstellung und die weise Haltung, die aus Bild (u.a. S. 82) und Texten strahlt.
Zur Person: Nach Studien in Delhi, England und den USA gelangte Ghani Khan in
Rabindranath Tagores Schule in Shantiniketan. Er schrieb: „Erst in Shantiniketan entdeckte ich mein Ich und die vergangene Größe meiner eigenen Kultur und Zivilisation“.
1947 gründete er die Zalmai Pukhtoon (pathanische Jugend), deren Mitglieder im Gegensatz zu den „Rothemden“ Waffen trugen. Im Sommer 1948 wurde Ghani wegen
angeblicher subversiver Aktivitäten verhaftet und für 6 Jahre eingekerkert. Während seiner Gefangenschaft schrieb er den Gedichtband De Panjray Chaghar (Gezwitscher aus dem Käfig).
GhaniCoverFin
Nach seiner Entlassung setzte Ghani Khan seine Schreib- und Malarbeiten fort. In seinem Buch Die Pathanen (1947) „feierte und verspottete er die pathanische Identität.“ Es ist „immer noch die beste humorvolle Vorstellung der Menschen der Grenzprovinz.“ Im „Schluss“ schreibt er: „Nun bin ich am Ende meiner Geschichte angelangt. Ich hoffe, das Zuhören hat euch ebenso viel Freude gemacht wie mir das Erzählen! Lesen ist die zivilisierte Form des Zuhörens und Schreiben eine schwierige Art des Sprechens.
Ich habe versucht, euch von meinem Volk zu erzählen. Nicht aus einem kalten, unparteiischen, vorurteilsfreien Blickwinkel, denn ich bin ja kein Stein, der der einzige Gegenstand sein mag, den man wahrhaft unparteiisch nennen kann.“
Der Dichter Ajmal Khattak (1925-2010) schrieb über Ghani:
„Abdul Ghani Khan hat Gefühle von Liebe und Zuneigung in Versen ausgedrückt und unter dem Einfluss seiner
nationalistischen Leidenschaft hat er außergewöhnlich gute Gedichte geschrieben. In der pathanischen
Literatur ist er jedoch als ‚verrückter Philosoph‘ bekannt. Der Grund dafür ist, dass er unter diesem Pseudonym hervorragende humorvolle und satirische Gedichte geschrieben hat.“ Diese
veröffentlichte Ghanis Vater in seiner Zeitschrift Paschtun.

ISBN: 978-9936-620-28

Zum Preis von 5 € zuzüglich Versandkosten zu bestellen bei:
Wardak/ Mörikestr. 9 • 53121 Bonn/ Tel 0228 – 96499553 • Mobil 0174 741 73 06
wardak@afghanic.de • www.afghanic.de

Rahman Baba: Der Diwan. Gedichte

Rahman Baba: Der Diwan
RahmanBaba

Das Buch liegt jetzt (November 2020) gedruckt vor, muss aber erst aus Kabul herangeschafft werden. Dann bestellbar bei Afghanic e.V

Der Inhaber des Copyright der englischsprachigen Ausgabe Robert Samson schrieb in seiner Mail vom 28.09.2017: I am fine with that [translation] and give my full permission. My only request is that you give credit to the original English translation…say where it came from.
Ich bin damit einverstanden, dass die Gedichte übersetzt werden und gebe meine Erlaubnis [für die Veröffentlichung auf IvHs Webseite]. Meine einzige Bedingung ist, dass die Übersetzung ins Deutsche aus der englischen Version erfolgte und diese genannt wird.

und in der Deutschen Nationalbibliothek

Rahman Baba
Gedichte: Der Diwan
Aus dem Englischen von Ingrid von Heiseler

Bis auf den heutigen Tag ist Abdul Rahman Baba der beliebteste Dichter der Paschtunen. Seine Dichtung findet sich im täglichen Leben der Paschtu-Sprechenden in aller Welt und sie wird begeistert zitiert, um öffentliche Ereignisse zu eröffnen, um eine Botschaft in der Moschee zu verdeutlichen und als das maßgebliche Wort, um Diskussionen in der hujra [Gemeindeversammlung mit Gerichtsfunktion] zu schlichten. Rahmans Dichtung fängt das Wesen davon ein, was es bedeutet, ein paschtunischer Moslem zu sein.
Im Allgemeinen besitzen Paschtunen nur wenige Bücher, der Diwan Rahman Babas wird jedoch ständig in Peshawars Geschichtenerzähler-Basar verlangt. Wenn man aus den wenigen Besitztümern schließen kann, die Flüchtlinge bei sich haben, kann man erkennen, dass Rahmans Worte hoch geschätzt werden: Mit Teppichen, Teetassen und Langkornreis bringen viele Paschtunen den Diwan mit in die neuen Landstriche [aus der Einleitung].

Inhalt
Einleitung
Zum deutschen Text der Einführung in den Diwan
TEIL EINS. Einführung in den Diwan
1. Das Leben Rahman Babas
2. Der Diwan
3. Die Themen des Diwans
4. Das Vermächtnis von Rahmans Dichtung

TEIL ZWEI. Übersetzung des Diwans [aus der englischen Übersetzung Robert Sampsons und Momin Khans]
1. Der Erste Daftar [D1-D140]
2. Der Zweite Daftar [D141-D343]

Glossare:
Glossar A. Wörter
Glossar B. Namen von Personen und Orten
Literaturangaben [kleine Auswahl]

ÜberRahman1993

ZweiWürdigungen

Rezension in Südasien, 41. Jahrgang, Nr. 1/2021, Seite 120.