Wie ein Weggefährte Gandhis die Gewaltfreiheit im Islam begründet
2. überarbeitete Auflage. Aus dem Englischen von Ingrid von Heiseler
Bonn: Afghanic 2021. Vorwort: Prof. Heinz Werner Wessler
Zu dieser Ausgabe: 2011 lernte ich Dr. Yahya Wardak von der Organisation Afghanic.e.V. kennen und er bat mich, das Buch aus dem Englischen zu übersetzen. Das war meine erste Begegnung mit der Region. Zwar bemerkte ich Fehler in der englischen Wiedergabe, aber ich kam nicht auf die Idee, dass auch andere Fehler enthalten sein könnten, und so übernahm ich treuherzig das, was ich dort fand. Das brachte mir durchaus berechtigte harsche Kritiken ein, sodass ich beschloss, auch den Inhalt zu korrigieren. Die Veröffentlichung zog sich hin, da es so lange kein Geld für den Druck gab, bis ich mich schließlich entschloss, ihn selbst zu finanzieren, um endlich meine Fehler wiedergutzumachen. Dann gab es mit der Druckerei weitere Verzögerungen. Nun ist das Buch endlich da! Zu bestellen ist es als Postsendung für 10 €, Versand eingeschlossen, Abholer in Bonn bekommen es also für 8 €. Der Erlös wird dann zur Minderung meiner Kosten mir zugute kommen.
Das Buch: Abdul Ghaffar Khan wurde (wahrscheinlich) 1890 als zweiter Sohn des Khans (Stammesführers oder Oberhaupts) Bahram Khans im Dorf Utmanzai in der Nordwestgrenzprovinz geboren, die seit 1947 zu Pakistan gehört. Sein Vater schickte ihn gegen den Widerstand des lokalen Klerus in die Grundschule in Peshawar und später sogar in eine christliche Missionsschule. Das Vorhaben, zu seinem älteren Bruder Khan Abdul Jabbar Khan (genannt Dr. Khan Sahib) nach England zu gehen, um dort ein Ingenieur-College zu besuchen, scheiterte an der inständigen Bitte seiner Mutter, die er aus Liebe zu ihr erfüllte. Schon mit Anfang 20 errichtete er seine erste Schule, weil er die Unwissenheit als eine der Ursachen des Elends seiner
Landsleute erkannte. Dadurch kam es bereits zu Konflikten mit den Behörden, die Ghaffar Khan dann für einen großen Teil seines Lebens zunächst unter der britischen und dann unter der pakistanischen Regierung in wechselnde Gefängnisse brachten. Aber er ließ sich weder einschüchtern noch bestechen.
Höhepunkt in Ghaffar Khans Leben war zweifellos die Begegnung und die sich daraus ergebende Freundschaft mit Gandhi. Khan wirkte an der Befreiung Indiens von der britischen Kolonialherrschaft mit und rief die indischen Muslime auf, sich gewaltfrei an der
Befreiungsbewegung zu beteiligen. Er gründete in seinem Gebiet Institutionen der Gewaltfreiheit. Bekannt wurden die Khudai Khidmatgar (Gottesdiener), die Rothemden, die „gewaltfreien Soldaten“. Ihre Glaubenssätze waren Gewaltfreiheit, Vaterlandsliebe und Dienst am Menschen. Dieser Dienst sei der einzige, dessen Gott bedürfe. Die Organisation sollte auch die Neigung der Paschtunen zur Gewalttätigkeit, die sich u. a. in Form der Blutrache äußerte, grundsätzlich verändern. Der Aufgabe der Aufklärung blieb er – auch in seinen Reden, von denen drei im Anhang des Buches stehen – treu. Er verband in ein-zigartiger Weise Islam, Gewaltfreiheit und Aufklärung miteinander.
In seinem persönlichen Leben hatte er das Unglück, dass seine erste Ehefrau nach wenigen Ehejahren und der Geburt der beiden Söhne Ghani (1913) und Wali (1915) an einer Infektionskrankheit starb. Seine zweite Ehefrau starb auf einer Pilgerreise in Jerusalem nach einem Treppensturz. Die Bitte seiner Familie, ein drittes Mal zu heiraten, lehnte er ab: Er wolle keiner Frau mehr zumuten, während seiner langjährigen Gefängnisauf-enthalte alleine zurechtkommen zu müssen.
Kommentar: Die Größe und Bedeutung Ghaffar Khans liegt darin, „dass er die grundlegenden Probleme unserer Gesellschaft: Gewalt, Rache, Bildungsferne, Extremismus, Konkurrenzdenken und Unkenntnis der eigenen Religion erkannte und aktiv dagegen anging. Da diese Probleme in unserer Gesellschaft noch immer vorhanden sind, haben die Lehren und die Lebensführung Badshah Khans nicht nur historische Bedeutung, sondern sie bieten auch für unsere heutigen gesellschaftlichen Schwierigkeiten die besten Lösungsansätze. Badshah Khan war weniger ein Mann des Wortes als der Tat. Das hat er Zeit seines Lebens bewiesen.“ (Aus dem Vorwort des Herausgebers Dr. Yahya Wardak, Kabul 2012.)
Die Textgeschichte: Die erste englischsprachige Ausgabe von 1969 enthielt den Zusatz „as narrated to K.B. Narang“, wie sie Narang erzählt wurde. Diese Erzählung in Pashto wurde schriftlich festgehalten. Anschließend wurde der aufgeschriebene Text überarbeitet und ins Englische übersetzt.
Dazu Rajmohan Gandhis Biografie BKs auf meiner website und bei Amazon. Und Mahadev Desai, Zwei Diener Gottes auf meiner website und bei Amazon.