MEDIATION? Was ist denn das?

„Wie geht es mit Ihrem Nachbarn, Herr Lüders? Haben Sie den Prozess eigentlich gewonnen?“
„Gewonnen habe ich schon, Frau Becker, aber zu einem Prozess ist es nicht gekommen.“
„Wie denn das?“
„Wir haben uns gütlich geeinigt.“
„Aber Sie waren sich doch spinnefeind, seit Sie sich über die Tannen am Zaun gestritten haben.“
„Stimmt. Freunde sind wir auch heute nicht, aber wir grüßen uns wieder.“
„Ach.“
„Ich wußte ja gar nicht, worum es meinem Nachbarn in dem Streit eigentlich ging. Und er wußte auch nicht, was ich wirklich wollte. Als wir das schließlich rausgekriegt hatten, war es gar nicht so schwer für uns, eine Lösung zu finden.“
„ W e r  hat die Lösung gefunden?“
„Mein Nachbar und ich gemeinsam.“
„Und das soll ich Ihnen glauben? Wie kam’s denn?“
„Unterstützt hat uns eine MEDIATORIN, eine Vermittlerin.“
„Unterstützt?“
„Ja, jemand erzählte mir davon, daß es Leute gibt, die in Streitfällen vermitteln.“
„Das gibt es ja schon immer. Die meisten Leute  allerdings mischen sich lieber nicht ein, wenn sich andere streiten.“
„MEDIATOREN haben eine bestimmte Methode gelernt, wie sie Streitenden helfen können, ihren Streit beizulegen.“
„Aus reiner Menschenliebe?“
„Es ist eine Arbeit wie jede andere auch und wird natürlich bezahlt.“
„Von wem?“
„Von den Streitenden.“
„Aha!“
„Denken Sie mal an die Kosten, die ein Prozeß verursacht! Da ist MEDIATION sehr viel billiger – und am Ende grüßt man sich wieder.“
„MEDIATION – was ist denn das?“
„Ich schrieb meinem Nachbarn einen höflichen Brief, in dem ich ihn fragte, ob wir es nicht mal mit einem Vermittler versuchen sollten. MEDIATION  ist nämlich   f r e i w i l l i g  und geht nur, wenn die Leute, die sich streiten, alle einverstanden sind. Mein Nachbar war zum Glück einverstanden.“
„Da haben Sie wirklich Glück gehabt.“
„Ich weiß. Wir trafen uns bei der MEDIATORIN, mit der wir vorher einen Termin ausgemacht hatten. Da war es richtig gemütlich. Wir wurden sehr freundllich empfangen.“
„Und die hat Ihnen dann zugeredet, dass Sie sich wieder vertragen sollten.“
„Überhaupt nicht! Sie forderte uns auf, nacheinander den Streitfall aus unserer Sicht darzustellen. Als mein Nachbar erzählte, wie er die Sache sah, habe ich schon einiges gehört, was ich vorher nicht geahnt hatte. Danach stellte uns die MEDIATORIN einige Fragen. Ich merkte, wie auch mein Nachbar endlich verstand, worum es mir ging.“
„Friede, Freude, Eierkuchen?“
„Leider noch lange nicht! Wir überlegten uns gemeinsam, was für Möglichkeiten es geben könnte, eine Lösung zu finden, die wir beide akzeptieren würden.“
„Die besten Vorschläge kamen vermutlich von der MEDIATORIN:“
„Durchaus nicht. Mein Nachbar und ich hatten genügend Einfälle, so dass sie sich inhaltlich gar nicht einmischte.“
„Und wie ging es weiter?“
„Wir besprachen alle möglichen Lösungen und entschieden uns dann für
d i e, die uns beiden die beste zu sein schien.“
„Wie lange hat das Ganze denn gedauert?“
Es lief sehr gut, und deshalb kamen wir schon beim zweiten Treffen zu einer VEREINBARUNG.“
„VEREINBARUNG?“
„Wir legten schriftlich fest, wie wir uns die Lösung unseres Streites vorstellten. Da es zum Nachbarschaftsrecht ja Gesetze gibt, ließen wir die VEREINBARUNG  von einem Rechtsanwalt prüfen, ehe wir sie beide unterschrieben.“
„Wer ist denn nun besser dabei weggekommen, Sie oder Ihr Nachbar?“
„Ich habe es ja selbst nicht für möglich gehalten, aber am Ende waren wir beide, mein Nachbar und ich, recht   z u f r i e d e n  mit dem Ergebnis.“
„Und was ist, wenn sich später herausstellt, Ihre Lösung gefällt einem von beiden nicht?“
„Wir treffen uns in vier Wochen noch einmal mit der MEDIATORIN und sprechen darüber, wie es gelaufen ist. Es kann durchaus sein, dass wir an der VEREINBARUNG noch etwas ändern müssen. Das werden wir dann wohl auch noch schaffen, denke ich.“ 
 

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